Stiften gehen! –
Wie man aus Not eine Tugend macht

Wer kennt sie nicht: Die Fuggerei in Augsburg. In diesem Jahr ist es 500 Jahre her, dass Jakob Fugger „der Reiche“ die älteste Wohnsiedlung der Welt gestiftet hat. Und das in einer Zeit, die als „Goldene Zeit“ in das Gedächtnis der Stadt eingegangen ist. Man fragt sich unwillkürlich: Wie passt diese glänzende Epoche mit einer Wohnraumstiftung für „arme Leut“ zusammen? Oder: Was für eine Gesellschaft macht Stiftungen wie diese notwendig? Fragen, denen die Ausstellung „Stiften gehen! Wie man aus Not eine Tugend macht“ nachgeht. 

Parallelen zur Corona-Krise
Obwohl die Zeit der Fuggerei-Stiftung weit weg scheint, zeigen sich bei genauem Hinsehen erstaunliche Parallelen zu der von der Corona-Pandemie geprägten Gegenwart: Auch damals waren die Menschen Klimawandel, Seuchen und einem unaufhaltsamen Wertewandel ausgesetzt. Wie man vor 500 Jahren auf diese Krisen reagiert hat, was Stiftungen damit zu tun haben und welche urmenschlichen Phänomene uns über die Zeiten verbinden, wird die Ausstellung erlebbar machen. 
 

Fugger - Stiften - 1521

1521 hat Jakob Fugger (1459-1525) mit drei Stiftungen Vorsorge für sich, seine Familie und bedürftige Bürger Augsburgs getroffen: die Grablege im Chor der ehemaligen Karmelitenkirche St. Anna, die Predigerstelle in St. Moritz und die berühmte Sozialsiedlung Fuggerei.

Unsere Stiften-Ausstellung akzentuiert die sozialgeschichtlichen Konstellationen im Stiftungsjahr. Die Ausstellung im Diözesanmuseum St. Afra weitet den Blick auf den weltgeschichtlichen Kontext in jenem denkwürdigen Stiftungsjahr: Insbesondere die großen Handelsfamilien der Fugger und Welser waren Global Player mit erheblichem Einfluss auf wirtschaftliche, politische, religiöse und kulturelle Vorgänge. Im Fokus stehen Magellans Weltumsegelung, die Eroberung Mexikos durch die Spanier, der Reichstag zu Worms mit der darauffolgenden Bannung Martin Luthers sowie die Eroberung Belgrads durch die Osmanen.

Stiftungsurkunde der Kapelle in St. Anna, der Fuggerei und der Prädikatur St. Moritz
© Fürstlich und Gräflich Fuggersches Familien- und Stiftungsarchiv, Dillingen a. d. Donau.

Hans Burgkmair d. Ä.: Hochzeitsbildnid des Jakob Fugger und der Sybille Artzt, Augsburg 9. Januar 1498 © Schroder Collection, on long-term loan to the Holburne Museum, Bath, United Kingdom. 

Die "Goldene Zeit"

Die Einflüsse auf die Gesellschaft des 16. Jahrhunderts
Die Epoche um das Jahr 1521 ist nicht umsonst als „Goldene Zeit“ in das Gedächtnis der Stadt Augsburg eingegangen. Zurückgehend auf die erfolgreichen Kaufmannsfamilien der Fugger und Welser, wurde Augsburg zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum, eine florierende Handelsmetropole, eine Stadt der Künste – eine Blüte der Renaissance. 

Der genaue Blick zeigt aber auch: Durch die Verstädterung sahen sich die Menschen im 16. Jahrhundert mit massiv steigenden Lebenshaltungskosten konfrontiert. Klimaveränderungen und Seuchen erschütterten die Gesellschaft. Und durch die sich wandelnde Werte und Vorstellungen wurden sogar Familien tief gespalten. 

Personen, gekleidet wie Adel, Klerus und Arbeiterschaft in einer Gruppe. Im Himmel über ihnen schwebt mittig Christus, links und rechts Engel

Bartholomäus Bruyn d. Ä.: Die drei Stände der Christenheit, Köln ca. um 1530 © LVR-Landesmuseum Bonn

Warum stiftete man?

Bis zu zwei Drittel der damaligen Bevölkerung lebte in prekärer Lage. Wer keine Familie hatte und nicht für sich selbst aufkommen konnte, war auf die Unterstützung von Stiftungen angewiesen. Eine Gesellschaft, geprägt von tiefgreifenden Ungleichheiten. 

Doch wieso stiftete man eigentlich? Längst nicht der Einzige, aber ein gewichtiger Grund war der Glaube. Um Gottes Gnade vor dem Jüngsten Gericht zu empfangen und dessen postmortalen Strafen zu entgehen, lohnte es sich, durch Frömmigkeit und mildtätige Gaben sein eigenes Seelenheil positiv mitzubestimmen. 

Pieter Breughel d. J., Die Werke der Barmherzigkeit, Antwerpen 17. JH. © Museu Nacional de Arte Antiga, Lisbon

Jörg Breu d. Ä., Das Jüngste Gericht: Die Hölle, Augsburg um 1519/20 © Bayerische Staatsgemäldesammlung München

Niklaus Manuel Deutsch, Allegorie auf den Krieger der zum Bettler wird, um 1514-1515 © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett.

Reich oder Arm -
Aus zwei Perspektiven die Ausstellung erleben

Stiftungen waren und sind gute Ideen. Erfolgreich werden sie aber erst durch ihre Empfängerinnen und Empfänger. Über einen eigens zur Ausstellung entwickelten Mediaguide (App) lässt sich die Ausstellung in zwei Perspektiven erleben: Sieht man alles mit dem Blick des Reichen oder aus der Perspektive des Armen – jeder hat hier sein Schicksal selbst in der Hand.

Die Sonderausstellung möchte Geschichte über Vitrinen hinaus greifbar machen. Audioguides, Musik, Spiele und Taststationen und ein umfangreiches Programm versprechen ein Erlebnis, das über den gewöhnlichen Besuch einer Ausstellung hinausgeht. 

Das vollständige Veranstaltungsprogramm finden Sie hier
 


Wow!

Ein besonderes Highlight ist die App der Kunstsammlungen & Museen Augsburg, die ganz neu zur Ausstellung erscheint. Die App bietet sechs Audiorundgänge für verschiedene Zielgruppen, historische Musik- und Quiztouren, sowie Führungen in leichter Sprache und in deutscher Gebärdensprache an. Die App der Kunstsammlungen und Museen Augsburg im Rahmen des Projektes DIWA (Das inklusive Wir in Augsburg), wurde durch die Europäische Union und den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) kofinanziert.
Zum Download >>>

Ein Mobile Game zur Ausstellung "Stiften gehen!" bietet außerdem die Möglichkeit, Stiftungen über die Jahrhunderte aus der Perspektive reicher wie armer, junger wie alter Augsburger zu entdecken. Spielerinnen und Spieler wählen einen von zehn Charakteren, um Unterstützung für deren Anliegen zu finden. Mit einer dieser Figuren gilt es in der Augsburger Altstadt auf die Suche zu gehen. Die Spielerinnen und Spieler entdecken Stiftungen in ihrer Nähe und versuchen ihr Glück, ob diese dem Anliegen ihrer Charaktere nachkommen können. Selbst wenn sie dabei scheitern, sammeln sie Hinweise auf weitere Stiftungen und deren Zwecke. Zugleich bietet das Spiel die Möglichkeit, mehr über die zahlreichen Einrichtungen anhand wissenschaftlich recherchierter Texte zu lernen. Der Wiederspielwert ist hoch: Denn wie sich die Charaktere unterscheiden, so können sich auch die Einrichtungen je nach Epoche gewandelt haben.
Auch ohne ein Smartphone lassen sich Inhalte des Spiels entdecken: In der Ausstellung "Stiften gehen!" befindet sich eine Installation, mit der die im Spiel behandelten Stiftungen je nach Epoche auf einer Karte entdeckt werden können. 
Das Spiel steht kostenlos auf Google Play bereit >>> (Hinweis: nur für Android)
 

Wer die Ausstellung lieber nur musikalisch erfahren will, hat dazu auch die Möglichkeit: In Kooperation mit der Staats-, Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden konnte im Rahmen des Projekts musiconn.audio eingespielte Lieder zur Augsburger Stiftungs- und Alltagskultur mithilfe eines Permalinks langzeitarchiviert werden. Die Lieder wurden von den Musikensembles Per-Sonat und AuxAntiqua aufgeführt. Im Katalog zur Ausstellung sind sie mittels QR-Code erreichbar.

Wer auch nach dem Museumsbesuch noch nicht genug hat, kann mit der Graphic Novel nochmal in das Jahr 1521 eintauchen. Als besondere Überraschung sind „Easter Eggs“ in den Zeichnungen versteckt: Objekte aus der Ausstellung, reale Häuser in Augsburg und echt historische Figuren können gesucht und entdeckt werden.
 


Programm

Regelmäßige Veranstaltungen 

Öffentliche Führungen für Erwachsene
Die Führung wird in zwei Touren angeboten, einmal aus der Perspektive eines reichen Menschen und einmal aus der Sicht eines armen Menschen.
Jeden Samstag 14–15 Uhr

Ins Museum und durch die Stadt
Ausgangspunkt ist die Sonderausstellung, in der sich alles um Stiftungen und die Lebenswelt des 16. Jahrhunderts dreht. Danach geht es weiter in die Stadt zu markanten Orten des Stiftungswesens.
Jeden Samstag ab 10.30 Uhr

Känguru-Führungen
Eltern mit Babys sind in dieser Führung herzlich willkommen! In entspannter Atmosphäre wird durch die Ausstellung geführt. Wickel- und Stillpausen, sowie Kindergebrabbel werden in die Führung integriert. Ein reger Austausch der Eltern ist gewünscht. 
Jeden 2. und 4. Freitag im Monat ab 10.30 Uhr

Mittags-Snack
In diesen halbstündigen Führungen lernen die Gäste die Highlights der Ausstellung kennen. Jedes Mal gibt es andere Themen.
Jeden Dienstag und Donnerstag ab 12 Uhr


Kulturelle Teilhabe

Für unsere Gäste wünschen wir uns einen entspannten und interessanten Museumsbesuch. Um noch stärker für alle Menschen dazu beizutragen, finden unsere Besuchenden einige zusätzliche Angebote in dieser Ausstellung. Die Ausstellungsräume der Sonderausstellung sind mit Rollstühlen und Rollator gut erreichbar. Die Vitrinen sind zwar nicht unterfahrbar, doch alle Objekthöhen für Gäste in Rollstühlen gut einsehbar. 

Führungen in einfacher Sprache
In einfacher Sprache wird entspannt durch die Ausstellung geführt. Währenddessen werden Dinge ausprobiert und dürfen angefasst werden.

Angebote für Gehörlose
Für gehörlose Menschen werden öffentliche Führungen mit einem Museum Signer (einer muttersprachlichen Kunstvermittlerin) und Führungen in deutscher Gebärdensprache ange-boten. Zudem gibt es eine App und einen Audioguide mit einem eigenen Rundgang in Gebärdensprache. Die Texte der Hörstationen sind als Download verfügbar.

Angebote für sehbehinderte und blinde Menschen
Für blinde und sehbehinderte Menschen werden Führungen in bildhafter Sprache angeboten. Anhand von Tablets können einzelne Kunstwerke besser erklärt werden. In der Ausstellung gibt es acht Hörobjekte, die durch Augsburger Theaterensembles und eine Rapperin insze-niert wurden und acht eigens für die Ausstellung eingespielte Musikstationen, die über die App oder den Audioguide abrufbar sind. Zusätzlich führt ein Mehr-Sinne-Pfad durch die Ausstellung mit insgesamt neun Stationen sowie zwei Spielstationen. Darüber hinaus gibt es eine Interaktionswand, an der sich die Besucher und Besucherinnen austauschen können, ein Spiel im Stadtraum (Appbasiert), sowie eine interaktive Medienstation. Diese Tast-, Riech- und Musikstationen lassen die vergangene Welt lebendig erscheinen. 

Laute und Leise Stunden
Die Leisen Stunden finden jeden Mittwoch 14–17 Uhr statt. Zu dieser Zeit bitten wir um Stille in den Ausstellungsräumen. Es werden keine Führungen stattfinden.
Die Lauten Stunden finden am Freitag 14–17 Uhr statt. Zu dieser Zeit ist diskutieren, lachen und singen gewünscht.

Angebote für Kinder und Familien
Familienführungen und Führungen speziell für Kinder bieten auch den jüngsten Besucherinnen und Besuchern eine spannende Tour durch die Ausstellung. Jeden Sonntag um 14 Uhr finden Familienführungen statt, bei denen Eltern sowie Kindern ein gemeinsames Erlebnis geboten wird. In der Veranstaltung, die speziell nur in den Ferien stattfindet, erfahren die Teilnehmenden alles über das Kind-Sein im 16. Jahrhundert. Schulen können für ihre Klassen außerdem zwei verschiedene Touren buchen, bei denen jeweils das Museum erkundet wird, aber auch ein Aktivteil im Stadtgebiet zum Mitmachen einlädt. 
In der App zur Ausstellung und dem Audioguide gibt es einen Rundgang für Kinder, der durch besonderes Begleitmaterial ergänzt wird, das an der Kasse erhältlich ist. Zusätzlich führt ein Mehr-Sinne-Pfad durch die Ausstellung mit insgesamt neun Stationen sowie zwei Spielstationen. 


Weitere Angebote

Im Rahmen der Ausstellung finden außerdem weitere Führungen in Kooperation mit der vhs statt. Weiterhin gibt es spannende Vorträge und Konzerte mit thematisch passender Musik. Bitte beachten Sie hierfür die Broschüre zum Begleitprogramm, in der alle Veranstaltungen aufgelistet sind. 
>>> Downloads
>>> Veranstaltungen in Kooperation mit der vhs

Auch die städtische Stiftungsverwaltung veranstaltet Führungen. Ab Ende August spaziert Stadtführerin Birgit Ritter regelmäßig mit Ihnen durch die Stadt und stellt Ihnen die reiche Stiftungsgeschichte Augsburgs von der Vergangenheit bis in die jüngste Gegenwart vor. Die Termine entnehmen Sie bitte der Website der Stadt Augsburg.
>>> Führungen der städtischen Stiftungsverwaltung


Projekt­kooperationen

Elemente der Ausstellung entstanden in Kooperation mit Akteuren und Akteurinnen der Stadtgesellschaft sowie lokalen Kunstschaffenden, die den Ausstellungsbesuch zu einem Erlebnis machen. Es gibt eine Graphic Novel, Audiorundgänge, musikalische Erinnerungen und eine nachhaltige Installation zum besseren Verständnis antiquierter Begriffe.

Leben im Jahr 1521 - Eine Graphic Novel
finanziert von der Hatelma Stiftung in der "Haus der Stifter" Stiftergemeinschaft der Stadtsparkasse Augsburg

Es geht um Jakob, der in Augsburg eine Lehre antreten will, und die Ordensfrau Katharina, die sich mit neuen Glaubensfragen und der Pest konfrontiert sieht. Sie sind die Hauptfiguren einer Graphic Novel, die den Alltag 1521 lebendig werden lässt. Der Zeichner Paul Rietzl, die beiden Historiker Florian Dorn und Florian Dörschel, die Ordensschwester Hannah Rita Laue OP, sowie unsere Kuratorin Dr. Heidrun Lange-Krach, erarbeiten gemeinsam mit den Studierenden Christoph Hauptmann und Corinna Dewor fiktive Geschichten über das Leben in der Reichsstadt, für die Text- und Bildquellen recherchiert und entdeckt werden.

Eine Seite aus der Graphic Novel, gezeichnet von Paul Rietzl

Die Ausstellung hören -
bluespots productions und Theter Ensemble 

bluespots productions und das Theter Ensemble, zwei bekannte Größen der Augsburger Kulturszene, haben sich jeweils drei Themenfelder vorgenommen, die in der Ausstellung schließlich als Hörobjekte inszeniert werden sollen.  

bluespots productions: Tontechniker mit Aufnahmeleiterin Lisa Bühler: Die typische 2-Minuten-Lüfte-Pause. Lisa Bühler in ihrer Funktion als "Fenster". Foto: Kristina Beck
bluespots productions: Tontechniker mit Aufnahmeleiterin Lisa Bühler: Die typische 2-Minuten-Lüfte-Pause. Lisa Bühler in ihrer Funktion als "Fenster". Foto: Kristina Beck
bluespots Productions: Anja Neukamm alias Clara Hätzerlin bei der Aufnahme: Schreiben einer Haushaltsliste mit echter Vogelfeder. Foto: Kristina Beck

Geschichte greifbar machen -
Ein Projektseminar der Universität Augsburg


Geschichte – über Exponate in Vitrinen hinaus – „greifbar“ machen. Diese Idee verfolgten Studierende eines Projektseminars des Lehrstuhls für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Augsburg. In Kleingruppen und im steten Austausch mit Dr. Heidrun Lange- Krach, Kuratorin der Ausstellung, erarbeiten die Studierenden praxisnah, wie das Leben breiter Bevölkerungsschichten im Augsburg des 15. und 16. Jahrhundert einem vielfältigen Publikum nähergebracht werden kann.

Als Ergebnis der vier Projekte entsteht ein Stadtrundgang, ein Audioguide für Kinder, ein Audioguide in einfacher Sprache und eine Hörstation zu sozialen Spannungen in der Fuggerzeit.

Gesungene Erinnerung –
Per-Sonat, AUXantiqua und Sophie Te


Wie klang Augsburg anno 1521? Dieser Frage widmeten sich Sabine Lutzenberger vom Musikensemble Per-Sonat, Stefan Steinemann, Leiter von Auxantiqua, und die beiden Musikwissenschaftler Prof. Dr. Franz Körndle (Augsburg) und Dr. Moritz Kelber (Basel). Gemeinsam mit Kuratorin Dr. Heidrun Lange-Krach entwickelten sie ein Konzept für eine musikalische Stiftungsreise. Denn Musik in der Fuggerzeit war meist gestiftet. Es entsteht ein Rundgang von etwa 30 Minuten, der knapp 200 Jahre Augsburger Musikgeschichte umfasst.

1570 ist in die Weltgeschichte als Krisenjahr eingegangen. Mitten in Augsburg hat der Maler Barnabas Holzmann in einem Gedicht über Monate hinweg festgehalten, was um ihn herum geschah. 70 Seiten lang sind seine Verse zur Hungersnot in Augsburg – immer in der Hoffnung, wenn er die nächsten 1.000 Zeilen geschrieben habe, sei die Krise überstanden. Damit dieses Gedicht seine Seele behält, wird die Augsburger Künstlerin Sophie Te Holzmanns Verse in einem Rap zusammenfassen – denn Rap kommt Holzmanns Sprachstruktur und Metrik am nächsten.

Sophie Te bei der Aufnahme des Krisenraps © Foto: Sophie Te

Kulturelle Teilhabe durch Sprache -
Das Künstlerkollektiv Colligatio


Was ist ein Seelgerät? Was meint Almosen? Warum gab es 1521 in Augsburg sieben anerkannte Geschlechter? Kulturhistorische Ausstellungen verwenden oft Worte, die heute nicht mehr üblich sind oder eine ganz andere Bedeutung haben. Das Stiftungs-ABC zur Ausstellung wird diese Begriffe nicht nur erklären, sondern für unsere Besuchenden auch spielbar machen. Das Augsburger Künstlerkollektiv Colligatio hat sich bereits mit Feuereifer an die Umsetzung dieser Spielstation gemacht.

Um eine nachhaltige Installation zu schaffen, die auch in Zukunft in Ausstellungen verwendet werden kann, beteiligt sich das Augsburger Stiftungsamt an der Idee.

Das Künstlerkollektiv Colligatio, bestehend aus Lena Unverdorben, Max Kienle, Philomena Kienle, Victor Kosebach, Steven Zeitter, Julian Kern und Benno Meyer, beim Bau der Installation „Das Stiftungs-ABC“. Fotos: Eda Zeh

Erleben mit allen Sinnen –
Der Behindertenbeirat der Stadt

2023 soll Bayern barrierefrei sein. Auch die Kunstsammlungen und Museen leisten dazu ihren Beitrag. Schon 2018 sind die Museen der Stadt Augsburg deshalb vom Behindertenbeirat besucht und beraten worden. Diese gute Zusammenarbeit wird jetzt weitergeführt, denn das barrierefreie Konzept der Ausstellung „Stiften gehen! Wie man aus Not eine Tugend macht“ wird gemeinsam partizipativ entwickelt. Der Behindertenbeirat der Stadt Augsburg hilft bei der Frage, wie die Ausstellung für alle Sinne interessant wird. Dabei werden kuratorische Fragen, aber auch bauliche und didaktische Maßnahmen besprochen. Gemeinsam mit Carola Scherzinger wird ein multisensorisches Modell entwickelt, das verschiedene Interaktionsebenen ermöglicht.  Ein Projekt, das nicht nur für die aktuelle Ausstellung zeigt, dass wir auch für künftige Projekte noch viel lernen können.

Prototyp des multisensorischen Modells im Maximilianmuseum

Vom Entwurf bis zur fertigen Ausstellung

Ein erster Entwurf zum Aufbau


Restaurator Klaus Wiedenbauer säubert die Hungersemmeln von 1817, die im Depot etwas Staub angesetzt hatten. Solche "Hungerbrote" wurden in Krisenzeiten gebacken. War das Getreide knapp, wurde die Größe der Backwaren verringert. Besonders "lecker": Das Mehl wurde häufig gestreckt - zum Beispiel mit Holz- oder Strohfasern. 

Unsere historischen Hungersemmeln aus dem Bestand des Maximilianmuseums stammen aus Regensburg. Gebacken wurden sie im Jahr 1817. Möglicherweise entstanden sie in Folge der Hungersnot 1816, das als "Jahr ohne Sommer" aufgrund eines gewaltigen Vulkanausbruchs in Indonesien in die Geschichte einging.


Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Christina von Berlin untersucht und dokumentiert aus dem Depot ausgewählte Objekte genau, bevor sie präsentiert werden. Bei diesen wertvollen Exponaten handelt es sich um ein Kirchen-Modell, eine Marienskulptur und historische Augsburger Korn-Maße.


Downloads

Das Begleitheft zur Ausstellung mit allen Objekttexten finden Sie hier.
Das Programmheft zur Ausstellung mit allen angeboteten Veranstaltungen (Führungen, Vorträge, Konzerte) finden Sie hier.
Aller Veranstaltungen in Kooperation mit der vhs finden Sie hier.


MAXIMILIANMUSEUM
Fuggerplatz 1
D-86150 Augsburg
T +49 821 324 41 67 (Kasse/Shop)

Impressum:
www.augsburg.de
Kunstsammlungen & Museen Augsburg
Direktor: Dr. Christof Trepesch
Strategische Kommunikation: Monika Harrer-Jalsovec M.A.
Maximilianmuseum: Dr. Christoph Emmendörffer (Leiter)
Kuratorin der Ausstellung: Dr. Heidrun Lange-Krach
Ausstellungsgrafik: Christoph Sauter
Redaktion: Susanna Friedla M.A.
Bildnachweis: Kunstsammlungen & Museen Augsburg und wie angegeben.